Immer mehr Onlinedienste versprechen die Erstellung eines individuellen Testaments innerhalb weniger Minuten. Hierzu müssen sich Nutzer lediglich durch einen Fragebogen klicken und erhalten am Ende ein fertiges Muster-Testament.

Aufgepasst: Damit das Testament auch wirksam ist, reicht es nicht, das Dokument auszudrucken und zu unterschreiben. Handelt es sich nämlich nicht um ein notarielles Testament, muss alles handschriftlich niedergeschrieben und anschließend unterschrieben werden!

Vorsicht vor dem bösen Erwachen!

„Naja dann schreibe ich das ausgedruckte Muster eben einfach ab!“, wird sich so mancher jetzt denken. So einfach ist das jedoch auch nicht, deshalb nochmal aufgepasst: Für sehr einfach gelagerte Fälle mag dies eine Option sein (Anmerkung: wir raten hiervon in jedem Falle ausdrücklich ab!). Oft wissen die meisten aber gar nicht, wie komplex ihr Fall ist und wo Fallstricke lauern können. Dann kommt häufig später das böse Erwachen für die Hinterbliebenen.

One size fits all – nicht beim letzten Willen!

Nicht nur bei Patchworkfamilien, großen Vermögen oder Verbindungen ins Ausland lohnt sich ein Beratungsgespräch. Schon beim klassischen Berliner Testament zwischen Eheleuten stellen sich Fragen, die in Standardformularen kaum abzubilden sind. Die vermeintlich einfache Frage, ob und ggf. inwieweit ein Ehegatte nach dem Tode des anderen das Testament noch ändern kann, z.B. weil er sich mit den Kindern zerstreitet, ist nur ein Beispiel von vielen. Aufgrund unbedachter Formulierungen sind Eheleute vielfach nach dem Tod des Partners unwiderruflich an das Testament gebunden und können nicht auf Veränderungen reagieren.

Finger weg von Online-Rechtsberatungen!

Onlinedienste können nicht im gleichen Umfang über rechtliche Begrifflichkeiten aufklären und hinterfragen, ob das Angeklickte wirklich dem Gewollten entspricht. Vieles mag im ersten Moment sehr reizvoll klingen, welche Konsequenzen letztendlich aber damit verbunden sein können, bleibt völlig unaufgeklärt.

Draufzahlgeschäft: Online-Testament!

Was viele nicht wissen: Im Ergebnis können Online-Testamente sogar teurer und aufwändiger sein als ein notarielles Testament. Denn nach dem Tod brauchen die Erben einen Erbschein, was mit einem hohen Kosten- und Zeitaufwand verbunden sein kann. Ein eindeutiges notarielles Testament ersetzt aber den Erbschein, bei Ehegatten sogar für beide Todesfälle. In vielen Fällen ist ein notarielles Testament dabei günstiger als ein Erbschein.

Der letzte Wille – die Wichtigkeit der persönlichen Beratung!

Der letzte Wille ist eine sensible, hoch individuelle Angelegenheit, die persönlich und einfühlsam besprochen werden sollte. Kommt es später zur Beurkundung des Testaments, fallen für die Beratung keine zusätzlichen Kosten an. Beim Notar Ihres Vertrauens sind Sie daher am besten aufgehoben.

Quelle: Bayerischer Notarverein e.V.